Station 13:
Das Museumsstübchen
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In diesem Raum lässt sich die gesamte Geschichte der Firma Bing ablesen. Übrigens finden Sie genau diese umfassend und mit vielen Ausstellungsfotos in der Zeitschrift „150 Jahre Bing“ in unserem Museumsshop.

Die Firma Bing stellte ursprünglich Haushaltswaren her, bevor sie später auch Spielwaren produzierte. Die Haushaltswaren waren stets das größere und wichtigere Sortiment. Im Café-Bereich haben wir einige Stücke als Dekoration ausgestellt.

Ab 1912 stellte Bing auf Kriegsproduktion um. Es entstanden Helme, Munitionskisten und Soldatengeschirr. Im Katalog wurden Produkte vermarktet, die als „Liebesgaben“ an die Soldaten an die Front geschickt werden konnten, etwa Schreibsets, Zeltlaternen oder Handwärmer.

Auch die Spielwaren erhielten einen militärischen Anstrich: Aus Personenwagen wurden Lazarettwagen, Güterwagen bekamen militärische Ladegüter und die Bemalung wurde entsprechend angepasst.

Schon 1917 nahm Bing sehr vorausschauend die Produktion von Spielwaren und zivilen Waren wieder auf. Bing wuchs nun zum Konzern empor. Neugründungen, Zukauf und die Integration von Standorten und Lieferanten sorgten für ein enormes Unternehmenswachstum. 1923 beschäftigte das inzwischen schwer überschaubare Konzerngeflecht fast 16.000 Menschen. Bis zur Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929 blieb Bing auf Erfolgskurs.

Doch diese weltweite Wirtschaftskrise machte auch vor Deutschland nicht Halt. Bing wickelte 1932 die Spielwarenproduktion in einer geordneten Insolvenz ab, um die wirtschaftlich wichtigere Haushaltswarensparte zu retten. Einige Bing-Gesellschaften waren noch bis 1938 aktiv, beispielsweise der Kühlschrankbau. Briefe dieser Zeit wurden mit „Deutschem Gruß“ unterzeichnet.

Doch das rettete das jüdische Unternehmen nicht vor den Nationalsozialisten und es traf nicht nur Bing: Die Warenhauskette Hertie von Hermann Tietz, mit Bing geschäftlich verbunden, wurde als eines der ersten Großunternehmen im Sommer 1933 „arisiert“. So nannten die Nationalsozialisten die Verdrängung von Juden aus Handel, Gewerbe, Häusern und Wissenschaft. Heute wird dies in der Regel als „Raub“ eingeordnet.

Im Fall von Hertie weigerten sich die Gläubigerbanken, Kredite aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise zu verlängern. Deshalb musste der Vorstand zurücktreten. Ab 1938 wurden auch in anderen Großunternehmen und Kreditinstituten jüdische Gesellschafter und Teileigner aus den Vorständen gedrängt. Oft wurden sie darüber hinaus gezwungen, ihre Anteile unter dem eigentlichen Wert zu verkaufen.

Dennoch kennen Sie vielleicht bis heute die Bing-Vergaser. Was es damit auf sich hat, erfahren Sie an Station 14.

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