Diese Modellbahnanlage ist ein gutes Beispiel für die großen Anlagen, die sich vor allem wohlhabende Familien und Adlige leisten konnten.
Lassen Sie uns jedoch zunächst mit dem Glasregal darüber beginnen, denn hier sehen wir luxuriöse Züge in großen Spurweiten, wie die Firma Bing sie vor allem für wohlhabende englische Kunden herstellte.
Alleine die großartige schwarze Dampflokomotive mit der Aufschrift „King Edward“ ließ und lässt die Herzen von Eisenbahnfans höherschlagen. Sie hat zwei feststehende geschützte Zylinder und kann sowohl vorwärts als auch rückwärtsfahren. Sie hat zudem einen Flammenschutz, vernickelte Spurkranzräder und einen Messingdom. Der Dampf wird durch den Kamin abgeführt.
Neben dieser Lokomotive sehen Sie den wohl beeindruckendsten Zug in diesem Museum. Die Zugmaschine ist eine Schnellzuglok der Achsfolge 2B1, ebenfalls in Spurweite IV mit 75mm Gleisbreite. Diese wunderbare Echtdampflok zieht den Orientexpress, der im Modell über eine fast ebenso reichhaltige und luxuriöse Ausstattung verfügt, wie das Original.
Diese Detailtreue war meist nur wohlhabenden Kunden vorbehalten. Auf Messen und Ausstellungen zeigte Bing mit solch aufwendigen Modellen, welche technischen Fertigkeiten man besaß. Wirklich hergestellt wurden dann nur wenige dieser außergewöhnlichen Eisenbahnen, noch weniger sind bis heute erhalten und in Ausstellungen zu sehen.
Eine reichhaltig ausgestattete Anlage wie diese zeigt auch, dass eine Modelleisenbahn damals wie heute ein Spielzeug war, das immer wieder erweitert wurde. Sie wurde meist zu Weihnachten ergänzt. Dafür bot Bing passende Ergänzungssets an, damit das Systemspielzeug auch über einen langen Zeitraum interessant blieb. Diese Anlage könnte so in etwa über 30 Jahre entstanden sein, etwa von 1900 bis 1930.
Im Vordergrund sehen Sie einen Großstadtbahnhof aus dem Jahr 1906. Hier macht gerade ein komplett ausgestatteter Mitropa-Zug Halt. Während die Schlafwagengäste frühstücken, bekommen sie vom Zugpersonal frisches Bettzeug.
Im Betriebswerk werden Güterwagen in einer Bekohlungsanlage befüllt, während auf einer Drehscheibe die nächste Lok bereitgestellt wird. Angetrieben wird das Werk durch eine Dampfmaschine.
Die großen Straßenlaternen wurden um 1900 herum noch mit 110 Volt beleuchtet. Sie anzuschließen, war deshalb eher die Aufgabe von Vätern und Großvätern. Der Strom dafür wurde teilweise von der Deckenbeleuchtung abgenommen. Hier konnten häufig ein bis zwei Stecker angeschlossen werden, denn Steckdosen an jeder Wand waren damals noch nicht üblich.
Sie möchten selbst einmal eine solche Lokomotive fahren lassen? Für 50 Cent können Sie Schaffner sein – viel Vergnügen!