Station 9:
Die große Welt der Dampfmaschinen
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Etwa 1712 entwickelte der englische Schmiedemeister Thomas Newcomen die erste praxistaugliche Dampfmaschine. Dieses noch sehr einfache Modell wurde hauptsächlich als Pumpe eingesetzt. James Watt konstruierte daraus die doppeltwirkende Dampfmaschine, die man schon vielseitiger einsetzen konnte. Nach und nach wurde die Dampfmaschine wirtschaftlich und setzte sich etwa ab 1750 nicht nur im Bergbau, sondern auch in der Industrie und im Transportwesen durch. Sie wurde zum Motor der Industrialisierung.

Die erste Dampfmaschine für Kinder wurde ab 1867 vermutlich von der Firma Ernst Plank Nürnberg hergestellt. Diese frühen Spielzeugdampfmaschinen waren abstrakt, wie die Dreibeiner von Bing, die sie im Ausstellungsraum entdecken können. Später wurden die Maschinen immer modellhafter und rückten näher an die Großmaschinen. Sie waren reichhaltig technisch ausgestattet und spiegelten mit ihren Jugendstilelementen den Geist der Zeit.

Selbst die Fliesenböden aus lithografiertem Blech waren den Originalen nachempfunden und zeigten zum Beispiel die „Mettlacher Fliesen“ von Villeroy & Boch.

Die Dampfmaschinen dienten als Lehrmittel und als Antrieb für umfangreiches Systemspielzeug. Dieses konnte an die Dampfmaschinen angeschlossen werden und zeigte Modelle von Handwerkern, Brunnen, Mühlen, Karussells, Werkzeugen und vielem mehr. Ein besonderer Favorit im Kinderzimmer war dabei die Dampfwalze, denn sie konnte durch den Antrieb von selbst fahren.

Die Firma Bing bot eine sehr große Bandbreite an Dampfmaschinen an. Sie reichte von einfachen Maschinen für kleinere Budgets bis hin zu sehr teuren und luxuriösen Spitzenmodellen. Ebenso vielfältig waren die Bauformen mit liegenden und stehenden Dampfmaschinen oder Lokomobilen, also stationären oder fahrenden Dampfmaschinen.

Einige Maschinen hatten einen Dynamo und Lampen und konnten so elektrisches Licht erzeugen.

Die Blütezeit der Spielzeug-Dampfmaschinen reichte von etwa 1890 bis in die 20er Jahre.

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